Geschichte und Auftrag

Fast 900 Jahre in der Tradition der Zisterzienser

Das Kloster Amelungsborn wurde 1135 von den Zisterziensern aus Kamp am Niederrhein (heute: Kamp-Lintfort) gegründet. Es hat seinen Namen vom Amelungs-Born, einer Quelle, die noch heute sprudelt. Das Kloster hatte einen angesehenen Platz in der Ordensfamilie. Von hier aus wurden unter anderem die Klöster Riddagshausen (1145) und Doberan in Mecklenburg (1171) gegründet. Bisweilen wurde Amelungsborn auch zum Refugium für bedrängte Menschen. Als 1153 der Erzbischof Heinrich von Mainz aus seinem Amt gedrängt wurde, fand er hier Zuflucht. 

Um 1280 lebten in Amelungsborn 50 Chormönche und 90 Laienbrüder. 

In Amelungsborn entstanden großartige Kunstwerke. Zum Beispiel die Wigalois-Handschrift: Wirnt von Grafenberg hatte nach 1210 ein Vers-Epos über Wigalois verfasst, einen Ritter der berühmten Tafelrunde des Artus. Es war im Mittelalter sehr beliebt. 1372 malte der Amelungsborner Mönch Jan von Brunswick für den Herzog von Braunschweig-Gubenhagen diese prachtvoll bebilderte Handschrift des Romans. Das Original befindet sich heute in der Universitätsbibliothek in Leiden (NL).

1568 nahmen der damalige Abt, der Konvent des Klosters und der Landesfürst das Augsburgische Bekenntnis ("Confessio Augustana") an. Das Kloster wurde evangelisch. Aus der Ordensfamilie der Zisterzienser ausgeschlossen wurde es nicht. Es bestand weiter und wurde zur Klosterschule. Im Jahr 1760 zog die Schule nach Holzminden um; die Klosterkirche wurde als Gemeindekirche weiter genutzt. Als nach 1803 unter der Herrschaft Napoleons viele kirchliche Institutionen aufgelöst wurden und ihr Besitz verstaatlicht, wurde der Konvent aufgelöst. Im 19. Jahrhundert war das Kloster somit allein durch das Amt des Abtes repräsentiert. 

Im Jahr 1960 wurde der damalige Geistliche Vizepräsident des Landeskirchenamtes, Christhard Mahrenholz, zum Abt von Amelungsborn berufen. Er ordnete das klösterliche Leben neu als eine geistliche Körperschaft in der Hannoverschen Landeskirche. Konventuale wurden berufen. Eine Bruderschaft (Familiaritas) wurde gegründet. 

Amelungsborn ist neben Loccum das einzige Männerkloster auf deutschem Boden, das seit seiner Gründung ohne Unterbrechung besteht. 

Ein geistlicher Auftrag für die Gegenwart

Als in den 1960er Jahren neues klösterliches Leben in Amelungsborn entstehen sollte, haben die kirchenleitenden Gremien auch formuliert, welchen Auftrag das Kloster für die Landeskirche hat. Es soll, hieß es damals,

  • der geistlichen Sammlung dienen,
  • in Besinnung auf die Grundlagen des Glaubens für den Christendienst in Familie, Beruf, Kirche und Welt zurüsten und
  • den Aufbau der Gemeinde und die Mitarbeit in Gemeinde und Kirche fördern.
Gut 70 Jahre später gilt es, diesen Auftrag für die Zeitläufe und die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts neu zu formulieren. Welche Aufbrüche sind nötig? Welche Impulse können von Amelungsborn ausgehen? Mit diesen Fragen befasst sich die klösterliche Familie. Sie tut das in der Gemeinschaft der evangelischen Zisterzienser-Erben in Deutschland. Denn Tradition bedeutet ja nicht zuerst, das Alte zu hüten. Tradition heißt, den Jungen das Feuer weiterzugeben. 

Geschichtsschreibung hausgemacht

Weit über 800 Jahre Geschichte erlauben eine umfangreiche Darstellung durch verschiedene Autoren.

Eine Auswahl wichtiger Beiträge zur Geschichte des Klosters Amelungsborn finden Sie hier zum Download.