Entstehung und Geschichte der Kirchengemeinde

Die Kirchengemeinde besteht erst seit 2006 und entstand durch die Zusammenlegung der beiden Kirchengemeinden Negenborn und Golmbach. Schon immer haben die beiden Patronatsgemeinden des Klosters Amelungsborn, Negenborn und Golmbach, zusammengearbeitet bei Vakanzvertretungen, durch Zusammenarbeit im Kindergarten-Gottesdienst, durch gemeinsame Kinderarbeit und Jugendarbeit und durch die Zusammenlegung des Seniorenkreises. Der Negenborner Pfarrer war gleichzeitig Klosterpfarrer.
Als sich Anfang der 1990er Jahre abzeichnete, dass im Forstbachtal eine Pfarrstelle wegfallen würde, bereiteten die damaligen Pfarrer Zierenberg und Schlüter gemeinsam mit ihren Kirchenvorständen die Kirchengemeinden frühzeitig auf diese Situation vor und beschlossen Neuregelungen im Bereich der Gottesdienste und der Seelsorge, die in Zukunft von einem Pfarrer allein bewältigt werden konnten.
Oktober 1998 wurde der Golmbacher Pfarrer Bartram für beide Gemeinden zuständig. Die Kirchenvorstände tagten seitdem immer zusammen, weil ihnen bewusst war, dass nur in Gemeinschaft ein fruchtbares Wirken für die verbundenen Gemeinden möglich ist.
Als Anfang 2005 massive finanzielle Kürzungen auf die Gemeinden zukamen wegen Bevölkerungsschwund und wegbrechender Steuereinnahmen, reagierte der gemeinsame Kirchenvorstand wiederum schnell und leitete die Vereinigung der beiden Gemeinden in die Wege. Die Zusammenlegung paralleler Strukturen, Energiesparmaß-nahmen, Sommer- und Winterkirche, Verlagerung besonders energieverbrauchender Wintergottesdienste und Neuberechnung der Küsterdienste (z.T. ehrenamtlich) halfen, die notwendigen Einsparungen zu vollziehen.
Schnell hatten sich die Kirchenvorstände auf den neuen Namen der Gemeinde "Kirchengemeinde Amelungsborn, St. Marien / St. Gangolf" geeinigt. In den anberaumten Gemeindeversammlungen bekundeten die Gemeindeglieder der Kirchen- und Kapellengemeinden ihr Verständnis für die anstehenden Veränderungen, so dass schon zum 1. Januar 2006 die Vereinigung zur Kirchengemeinde Amelungsborn vollzogen werden konnte.
Das Emblem im neuen Siegel der Kirchengemeinde Amelungsborn ist dem ehemalige Türsturz entnommen, der heute im Kreuzgang des Klosters zu sehen ist:
Beil und Hacke und in der Mitte das Rad stellen unsere alltägliche "Mühe und Arbeit" dar; das Rad ist auch Hinweis auf die dahineilende Zeit. Gleichzeitig weisen der Kreis des Rades auf die göttliche Ewigkeit und die kreuzförmigen Speichen auf das Kreuz Christi hin, durch das wir aus aller Vergänglichkeit erlöst werden und den Sinn unseres Lebens und Schaffens finden. In diesem Symbol ist das benediktinische "Ora et labora" abgebildet und erinnert an das tiefsinnige Wort von Reinhold Schneider: "Das Kreuz will nicht als Last getragen, es will zur Mitte des Lebens werden".

Die Gründung der Kirchengemeinde fand am 1. 1. 2006 statt, als sich die ehemaligen Kirchen- und Patronatsgemeinden des Klosters, Negenborn und Golmbach mit den Kapellengemeiden Lütgenade und Reileifzen zur Kirchengemeinde Amelungsborn vereinigten. Über die vorgegebene historische und gottesdienstliche Verbindung mit dem Kloster ist die Kirchengemeinde bestrebt, die geistlichen Impulse des Mönchtums, Bernhards von Clairvaux und die Spiritualität des Klosters in der Gemeinde zu vermitteln und fruchtbar werden zu lassen. Zu diesem Zweck wurde 2008 der Gemeindekreis "Via Benedikta" gegründet.

Negenborn und Holenberg waren die dem Kloster Amelungsborn verbundenen Klosterdörfer. In der katholischen Zeit hatte der Diakonus des Klosters Amelungsborn das Amt des Geistlichen für diese Dörfer zu verwalten. Schon 1542 wurde durch Beauftragte des Schmakaldischen Bundes ein Klosterprediger eingesetzt, der somit als erster lutherischer Geistlicher für Negenborn und Holenberg gilt: Heinrich Hartmann, zuvor Kellermeister von Amelungsborn. Mit der endgültigen Einführung der Reformation im Kloster Amelungsborn im Jahre 1568 wurden Negenborn und Holenberg nach Amelungsborn eingepfarrt; zuständig für sie wurde der Klosterprediger des Klosters. 1583 wurde die Pfarre Negenborn errichtet und das erste, jetzt nicht mehr vorhandene, Pfarrhaus gebaut. Die Pfarrkirche für Negenborn und Holenberg war zu allen Zeiten die Klosterkirche Amelungsborn. Es hat deshalb auch an beiden Orten nie eine Kirche gegeben. Infolge der Wirren des 30-jährigen Krieges war die Pfarre von 1622–1637 unbesetzt.
In Rückbesinnung auf altkirchliche und lutherische Traditionen wurde ab Ostern 1970 die Osternacht in weißen Gewändern wieder eingeführt, ab Mai 1973 die regelmäßigen Feier des Heiligen Abendmahls im sonntäglichen Hauptgottesdienst, ab Mai 1974 weiße Gottesdienstgewänder bei Hauptgottesdiensten und Amtshandlungen für die am liturgischen Dienst Beteiligten.
Die Pfarrer der Kirchengemeinde Negenborn nach dem 2. Weltkrieg waren: Leon-hardt (1939–48) — Scheer (1949–58) — Berkhan (1958–61) — Kühl (1963–68) — Zierenberg (1969-98); ab 1998 wurde der Golmbacher Pfarrer Bartram mit der Versehung der Pfarrstelle beauftragt, der ab 2006 Pfarrer der vereinigten Kirchengemeinde Amelungsborn wurde.

Wie alle Kirchen in diesem Bereich gehörte Golmbach ursprünglich zum Archidiakonatsbereich Höxter des Bistums Paderborn. In den Corveyer Überlieferungen erstmals 988 erwähnt, gerät Golmbach ab 1100 unter den Einfuß der Eversteiner Grafen, die 1260 das Zehntrecht in Golmbach den Mönchen von Amelungsborn verkauften. Mit der Einführung der lutherischen Reformation in Amelungsborn wurden auch die Patronatsdörfer des Klosters lutherisch. Die Pfarrer der Kirchengemeinde Golmbach nach dem 2. Weltkrieg waren: Taesler (1932-1949) — Heymann (1950-1953) — Walter (1953-1958) — Drewes (Familiare des Klosters) (1959-91) — Schlüter (1992-98) — Bartram (1998-2010; ab 2006 Pfarrer der vereinigten Kirchengemeinde Amelungsborn) — Stanke (2011-2016) — Radow (Vakanzvertreter 2016-2017) — Schwerdtfeger (2017-2019) — Dr. theol. Lückel (seit 2020).