St. Gangolf – ein fast vergessener Heiliger
Gangolf war ein reich begüterter Adeliger in Burgund; ein tief religiöser Mann, der durch Beispiel und gute Werke, Stiftung von Kirchen und Klöstern für die Ausbreitung und Festigung des Christentums eifrig und segensreich wirkte. Er hatte eine Gattin, die ihm ebenbürtig war an Adel, aber nicht an Charakter, Gesinnung und Religiosität. Gangolf leistete Dienste am Hofe und Kriegsdienste im Heere des Frankenkönigs Pippin, des Vaters Kaiser Karls des Großen. Als er dessentwegen wieder einmal längere Zeit abwesend war, wurde seine Frau zur Ehebrecherin. Mit ihrem Einverständnis ermordete der Ehebrecher den heimgekehrten Gangolf am 11. Mai 763.
Dieser konnte noch das Sakrament der Krankensalbung empfangen und hat, dem hl. Stephanus gleich und in Nachahmung des sterbenden Heilandes, für den Mörder gebetet. So starb er als Heiliger und Märtyrer für eine große Sache im Reiche Gottes, nämlich für die Heiligkeit der Ehe, wie ein hl. Johannes der Täufer, St. Kilian und andere. Wie die Legende überliefert, geschah schon bei seiner Beerdigung in Varrennes (bei Angres) ein Wunder, indem eine kranke Frau um seine Fürbitte bei Gott flehte und sofort gesund wurde. Der ersten Gebetserhörung folgten weitere nach und rasch verbreitete sich seine Verehrung in der Umgegend und auch in der Ferne. Schon hundert Jahre später, im Jahre 870, trug ein Benediktinerkloster vor den Toren der Bischofsstadt Trier seinen Namen und waren ihm Kirchen und Kapellen geweiht, zum Beispiel an einem Ort im Kanton Wallis, südlich vom Genfer See, der heute noch den Namen St. Gangolfs trägt. Im 10., 11. und 12. Jahrhundert wurden ihm große Kirchen, Kapellen und Klöster geweiht; etwa hundert sind heute noch nachweisbar. Andere sind den Stürmen der Zeit zum Opfer gefallen und heute vergessen. Der Radius seiner Verehrung reicht vom Atlantischen Ozean und der Nordsee bis zum Genfer See, von Burgund und Belgien bis nach Prag und Regensburg.
Der Name Gangolf, lat. Gangvulfus leitet sich ab vom althochdeutschen "Gang" = Waffengang/Streit, so daß sein Name "kämpfender Wolf" als Umkehrung des Namens "Wolfgang" anzusehen ist.
Darstellung: Als Ritter mit der Lanze, Schwert und Schild; mit einem Quellwasser, das auf die Legende hinweist, nach der er während eines Kriegszugs in der Champagne eine Quelle erwarb, die er durch ein Wunder mit Hilfe seines Wanderstabes in seine Heimat Varennes übertrug; mit einem Wurfspieß, der auf seine Ermordung hindeutet. Als besonderes Attribut gilt ein Stab, mit dem er das Quellwunder vollbracht hat. Wegen der ritterlichen Attribute wie Helm, Panzer und Wappenschild kann er gelegentlich mit anderen heiligen Edelleuten auftreten und zum Beispiel auch mit dem hl. Patroklus verwechselt werden. Als adeliger Reiter lag es nahe, ihn später als Patron der Reiter, Pferde und anderer Haustiere zu verehren. Er gilt wegen des Quellwunders als Brunnenheiliger und Schutzherr von Quellen.